Führende
Operettenbühne Berlins um die Jahrhundertwende war das
Friedrich-Wilhelmstädtische Theater in der Chausseestraße. Das
Apollo-Theater lag in der Friedrichstraße 218 und war mehrere Jahre
Wirkstätte von Paul Lincke (1899 Uraufführung von "Frau
Luna"; damit Geburt der Berliner Operette), ebenso wie später das
Thalia-Theater. In der alten Jakobstraße spielte das Central-Theater,
und das Berliner Theater in der Charlottenstraße brachte
Uraufführungen vieler Operetten von Walter Kollo heraus. Im 1895/96
erbauten Theater des Westens erlebte die "Lustige Witwe" 1907
ihre Berliner Erstaufführung. Die Komische Oper an der Weidendammer
Brücke spielte oft Operetten und kreierte 1917 das
"Schwarzwaldmädel". Das Theater am Schiffbauerdamm hieß
früher auch Neues Operettenhaus, hier wurden noch bis 1946 Operetten
gespielt. Ab 1912 war das Theater am Nollendorfplatz Operettentheater,
wie auch der heutige Friedrichstadtpalast früher als Großes
Schauspielhaus viele Jahre Operettentheater war. Ferner spielten das
Rose-Theater, das Lessing-Theater, die Deutsche Oper, die Staatsoper,
sogar das Deutsche Theater (Reinhards
"Fledermaus"-Inszenierung) hin und wieder Operetten
Und schließlich war die
Operette im
Admiralspalast
in der
Friedrichstraße
und im
Metropol-Theater in der
Behrenstraße zu Hause.
1891 wurde von zwei Wiener Architekten mit dem Bau eines prächtig
eingerichteten Theaters in der Behrenstraße begonnen, das am 24.
September als "Theater Unter den Linden" eröffnet wurde. Es
lag mitten im Amüsierzentrum des wilhelminischen Berlin rund um die
Friedrichstraße, wo sich die meisten Vergnügungslokale, Ballsäle und
Theater befanden. Das "Theater unter den Linden" konnte sich vorerst inmitten
dieses Vergnügungsrummels mit einem recht braven Operettenspielplan
nicht behaupten. 1898 übernahm der bisherige Direktor des
Central-Theaters Richard Schultz das Haus und nannte es
"Metropol-Theater". Schultz und seine Mitarbeiter, sein
Dramaturg Julius Freud, sein Kapellmeister Julius Einödshofer, seit
1901 dann Victor Hollaender, führten ein im Central-Theater erprobtes
Genre weiter, die "Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz" und
entwickelten daraus die "Metropol-Revue", die das Gesicht des
Theaters bis zum ersten Weltkrieg bestimmen sollte.
Metropol-Theater nannte sich von 1898 bis 1944 das Theater in der Behrenstraße,
Nach der kriegsbedingten Schließung aller Theater
wurde das teilweise zerstörte Haus per sowjetischen Militärbefehl als
"Komische Oper" wiedereröffnet.
Deshalb musste von 1945 bis 1955 das Metropoltheater als Interimsspielstätte
in das Kino "Colosseum" in
der Schönhauser Allee ausweichen. Ab 1955 zog das Metropol-Theater in den ehemaligen
Admiralspalast
am Bahnhof Friedrichstraße ein, der bis dahin der "Staatsoper" als
Ausweichspielstätte während des Wiederaufbaus der Oper diente.
,
1898
bis
1913
Die Eröffnung des "Metropol-Theaters" fand am 3. September
1898 mit der Ausstattungsposse "Paradies der Frauen" statt.
Seit Anfang war der derbdrastische Komiker Guido Thilscher dabei; 1900
kam dann Joseph Josephi dazu. 1904 holte Schultz - um nur die
bekanntesten zu nennen - Josef Giampietro und die junge Fritzi Massary
an sein Haus. Die Jahresrevuen des Metropol-Theaters behandelten im
wesentlichen das Thema des Berliner Nachtlebens in allen Varianten. Die
Premieren alljährlich im September waren
"Ereignisse, die man in Berlin mitmachen, Sensationen, über
die man in jedem Salon sprechen muß. Was Wunder, daß um die Karten
zur Premiere schon Wochen vorher ein stiller, aber um so erbitterter
Kampf ausgefochten wird. Es ist wie ein Ringen an der Börse, die
Karten steigen und fallen im Kurs, der in den letzten Stunden, bevor
der Vorhang sich hebt, schwindelerregend in die Höhe geschraubt
wird. Hundert Mark ist kein zu geringer Preis für ein
Fauteuil"
(Zitat aus der 75-Jahres-Schrift des Metropol-Theaters)
Jahresrevuen des Metropol-Theaters:
"Neuestes - Allerneuestes" (1903)
"Ein tolles Jahr" (1904)
"Auf ins Metropol (1905)
"Der Teufel lacht dazu" (1906)
"Das muß man sehen" (1907)
"Donnerwetter, tadellos" (1908)
"Hallo, die große Revue" (1909)
"Hurra, wir leben noch" (1910)
"Die Nacht von Berlin" (1911)
"Chauffeur, ins Metropol (1912)
"Die Reise um die Erde in 40 Tagen"
Operetten dieser Zeit:
"Der Mandarin von Tsing-ling-ling" (1900)
"Die zwölf Frauen des Japhet" (1902)
"Hoheit amüsiert sich" (1911)
"Die Kinokönigin"
(1913)
1914
bis
1944
Am 1. August 1914 begann der 1. Weltkrieg und die Theater spielten
Kriegsoperetten wie "Der Kaiser rief" (Residenztheater),
"Die Waffen her" (Rose-Theater), "Immer feste
druff!" (Theater am Nollendorfplatz), "Woran wir denken -
Bilder aus großer Zeit" (Metropol-Theater). Mit dem Verlauf der Kriegs-
und Nachkriegszeit stieg das Metropol-Theater auf die Operette um,
immer mit Fritzi Massary in den Hauptrollen:
.
Die Kaiserin" (1915)
"Die Großherzogin von Gerolstein" (1915)
"Csardasfürstin" (1916)
"Rose von Stambul (1917)
"Faschingsfee" (1918)
"Sybill" (1919)
Die nun folgenden, oft als "Goldene Zwanziger" bezeichneten
Jahre, begannen mit dem Kapp-Putsch und der Inflation und endeten mit
der Weltwirtschaftskrise. Nachdem Richard Schultz die Direktion niedergelegt
hatte, wechselten am Metropol-Theater die Direktoren, bis der
"Schwarze Freitag" 1927 den Konkurs brachte. Der
Theaterkonzern der Gebrüder Rotter übernahm das Metropol-Theater, ihr
Plan, das Theater des Westens und das Metropoltheater zusammezulegen
scheiterte wegen Mißerfolgs, der Konzern selbst brach 1932 endgültig
zusammen. Eine "Notgemeinschaft Metropol" versuchte den
Theaterbetrieb weiterzuführen und vorerst regierten
weiter:
.
Emmerich Kalman mit
Franz Lehár mit
"Hollandweibchen" (1920)
"Bajadere" (1922),
"Fräulein könn'n sie Shimmy tanzen?"
"Gräfin Mariza" (1924)
"Zirkusprinzessin" (1926)
"Veilchen vom Montmartre" (1930)
"Blauen Mazur"
"Der Graf von Luxemburg" (1927)
"Friederike" (1928),
"Lustigen Witwe" (1928)
"Land des Lächelns" (1929)
"Schön ist die Welt" (1931)
Im November 1924 war die "Fledermaus" mit Bruno Walter am
Pult, dem 1925 Lecoqs "Mamsell Angot" folgte.
Der zeitweilige Direktor Walter Bromme setzte 1923/24 nur seine eigenen
Werke auf den Spielplan:
.
"Schönste der Frauen"
"Karneval der Liebe"
"Mascottchen"
"Tausend süße Beinchen"
Kollos "Marietta" wurde in den zwanziger Jahren gleich zweimal
inszeniert (1923 und 1929) und von Künneke gab es
"Casino-Girls" (1923). Mit Revuen versuchte man an die Vorkriegstradition des Theaters
anzuknüpfen. 1922 war "New York - Berlin" ein erster Versuch
in dieser Richtung, dem 1926 "Die Nacht der Nächte" und
"Wieder Metropol" folgten. 1925 gastierte eine amerikanische
Truppe mit "No, No, Nanette" von Youmanns. Die Operetten Paul
Abrahams - "Viktoria und ihr Husar" (1930) und "Die Blume
von Hawaii" (1931) - wurden bald nach ihren Uraufführungen, die an
anderen Theatern stattfanden, aufgenommen. Von 1934 bis 1944 folgten am Metropol-Theater
die
Hentschke-Revue-Operetten mit den Titeln:
.
"Lauf ins Glück" (1934)
"Ball der Nationen" (1935)
"Auf großer Fahrt" (1936)
"Maske in Blau" (1937)
"Melodie der Nacht" (1938)
Die oder keine" (1939)
"Frauen im METROPOL" (1940)
"Hochzeitsnacht im Paradies" (1942)
"Königin einer Nacht" (1943)
"Wiedersehen macht Freude" (1944)
Am 1. September 1944 werden alle Theater geschlossen. Im März 1945 wird das Metropol-Theater
in der Behrenstraße bis auf
den Zuschauerraum, der erhalten blieb, durch Bomben zerstört.
.
1945
bis
1997
Nach dem Krieg erfolgt der Spielbetrieb im Kino
Colosseum, da das alte Theatergebäude jetzt von der Komischen Oper
belegt ist. 1955 zieht das Ensemble des Metropol-Theaters in sein heutiges
Domizil, den ehemaligen Admiralspalast, mit seinen 1400 Plätzen einer
der größten in Berlin erhalten gebliebenen und zugleich schönsten
Vergnügungsbauten der Jahrhundertwende.
Seit den fünfziger Jahren prägte sich das einmalige künstlerische
Profil des Metropol-Theaters heraus, ein Repertoire-Spielplan. der pro
Spielzeit bis zu 12 Inszenierungen auf der Hauptbühne bietet,
realisiert durch ein eigenständiges festes Ensemble von Solisten, Chor,
Ballett und Orchester sowie eigene Dekorations- und Kostümwerkstätten.
Neben der Wiedergewinnung der großen klassischen Operetten und
zahlreichen Versuchen von Eigenentwicklungen (internationalen Erfolg
errang Natschinskis "Mein Freund Bunbury") stehen
wirkungsvolle Inszenierungen der bedeutendsten Broadway-Musicals:
.
"Sorbas"
"My Fair Lady"
"Manche mögen's
heiß" [Sugar]
"Cabaret"
"Hallo, Dolly!"
"West Side Story"
Immer aber, ausgenommen die dunklen Jahre 1933 bis 1945, wurde am
Metropol-Theater das Werk Jacques Offenbachs (das Genre der Opera
Buffa), des eigentlichen Begründers der großen klassischen Operette,
gepflegt. Allein nach 1945 kamen hier zur Aufführung:
.
"Die schöne
Helena" (1948, 1960, 1975)
"Die Banditen" (1950, 1964)
"Die Prinzessin von Trapezunt" (1955)
"Die listigen
Frauen" (1960)
"Orpheus in der Unterwelt" (1962, 1976,
1992)
"Pariser Leben" (1965, 1979)
"La Périchole" (1973)
"Die verwandelte Katze" (1980)
"Madame
Favart" (1957, 1990, 1992)
1998
100-jähriges
Theaterjubiläum (wegen Schließung des Theaters
durch Konkurs unter
Rene Kollo fand die Festveranstaltung am 02.09.1998 im Schauspielhaus-Berlin
statt)